NACHBERICHT: BIM NOW! buildingSMART Forum 2014

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BIM NOW!

buildingSMART Forum 2014: Digitale Bauwirtschaft als Zukunftsmotor 
Die Branche muss sich auf einen Kulturwechsel einstellen. Wie das zeitnah gelingen kann, darüber diskutierten die 320 Teilnehmer des 18. buildingSMART Forums am 13. November 2014 im Haus der Kulturen der Welt in Berlin.
Die Digitalisierung der Daten verändert Prozesse, Rollenverständnisse, Kommunikation und Partnerschaften beim Planen, Bauen und Bewirtschaften von Bauwerken. Die Meinungsbildner am Bau haben dies erkannt und anlässlich des 18. buildingSMART Forum in Berlin aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und diskutiert. Um die Zukunft der Bauwirtschaft in Deutschland aktiv und zeitnah mitzugestalten, ist jetzt die Gründung der Bauen Digital GmbH geplant. Bei der Digitalisierung der Wertschöpfungskette BAU übernimmt BIM die Rolle einer Querschnittsdisziplin.
„Wir können nicht mehr so linear unterwegs sein wie bisher.“ Christian Brensing, der Geschäftsführer von CBE, der das 18. buildingSMART Forum in Berlin moderiert, rückt den interdisziplinären Austausch von Daten und Wissen und den damit verbundenen Kulturwechsel gleich zu Beginn in den Mittelpunkt. Für Dirk Schaper, Geschäftsführer von Hochtief ViCon und Präsidiumssprecher des buildingSMART e.V. ist der ganzheitliche Ansatz schon lange Tagesgeschäft, ViCon praktiziert BIM (Building Information Modeling). „Gemeinsam!“ heißt sein Motto. Dirk Schapers Appell richtet sich u.a. an die öffentliche Hand in Deutschland, die deutliche Anreize schaffen muss, um dem Markt zu signalisieren, wie wichtig die BIM Initiative ist und welche Potenziale sie bietet.
„Wir brauchen dringend eine Revolution am Bau.“ sagt Klaus Pöllath, der Vizepräsident Technik des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V. Er befürwortet die Gründung der Bauen Digital GmbH und kann sich BIM als einen Teil des Vergabeprozesses im öffentlichen Bauen vorstellen, denn „der Staat als größter Auftraggeber könnte am meisten profitieren.“ Pöllath lobt die laufende Initiative der Reformkommission, die sich  zusammen mit Alexander Dobrinth, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, für einheitliche Standards einsetzen und BIM Pilotprojekte aktiv fördern.
Wie intensiv der BIM Gedanke im europäischen Ausland und ganz speziell in England bereits in den Köpfen von Planern, Bauwirtschaft und Politik verankert und in Projekten umgesetzt ist, zeigt Volker Buscher, Director Consulting Practice und Leader of ICT Business bei Arup, London, auf. Die IT Abteilung, die er leitet, wird künftig nur noch „Digital“ heißen. „Wer sich jetzt nicht vorbereitet, wird in einem Jahr Probleme haben.“ Buscher ist davon überzeugt, dass die Digitalisierung riesige Potenziale erschließt, weil sie der Gesellschaft liefert, was diese braucht. Was wiederum radikale Veränderungen in der Planung nach sich zieht. Es geht aus seiner Sicht nicht mehr um die Digitalisierung von Einzelthemen, sondern um die Digitalisierung von allem. Dabei braucht es eine übergreifende strategische Planung, die gerade bei langjährigen Projekten auch auf Veränderungen eingeht, es braucht Soft-Infrastrukturen. Und last but not least ganzheitliche Methoden wie BIM.
Über BIM als Weg, auch im Public Sector Werte zu generieren, spricht Adam Matthews, Mitglied der Steuerungsgruppe der UK BIM Task Group und Leiter der Abteilung EU & Internationale Beziehungen. Er war an der Entwicklung der britischen BIM Strategie beteiligt und überwachte 2013 die Einführung von BIM in den Institutionen der britischen Verwaltung. Die britische Regierung schreibt BIM für alle öffentlichen Projekte ab 2016 verbindlich vor.
Siggi Wernik, Vorsitzender des buildingSMART e.V., sieht in Bezug auf BIM in Deutschland und auf Europa- beziehungsweise internationaler Ebene noch einigen Nachholbedarf. Seit rund eineinhalb Jahren engagiert er sich in der BIM Task Group für Deutschland, um nicht nur die Planer und die Wirtschaft, sondern auch die Politik für das Thema zu sensibilisieren.“Wir brauchen das Mandat öffentlicher Auftraggeber!“  Jetzt steht die Gründung der Digital Bauen GmbH, einer Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens bevor, in der sich die Branchenverbände und Kammern der Wertschöpfungskette Bau engagieren wollen, um BIM in Deutschland weiter voranzubringen.
Es geht auch anders: Für den Neubau seines Spitals mit 265 Betten „aus eigener Kraft“ in einem eng gesteckten zeitlichen und finanziellen Rahmen suchte Jean-Luc Perrin, Mitglied des Direktionsstab des Felix Plattner Spitals Basel, „Pioniere fürs Tun“. Das Projekt startete vor zwei Jahren, von Anfang an ist im Vertrag verankert, dass der Sieger ein CAFM Tool nutzt, um die Daten für das spätere Facility Management mit zu übergeben. Jean-Luc Perrin und sein Team haben sich im Vorfeld intensiv mit dem Projekt und ihren Wünschen auseinander gesetzt, um ganz konkrete Anforderungen klar zu definieren.
Ein klares „Ja zu Bauen Digital!“ kommt auch von Dr.-Ing. Volker Cornelius, Präsident des Verbandes Beratender Ingenieure e.V. „BIM steht für den Paradigmenwechsel am Bau, eine neue Baukultur, besser Planung und Kommunikation.“ In seinem Grußwort lobt er das Engagement des buildingSMART bei der gemeinsamen Initiative der Verbände der Wertschöpfungskette Bau und Partner aus der Zulieferindustrie. Und er ruft zur aktiven Mitwirkung an der Plattform Bauen Digital GmbH auf: „damit es eine Erfolgsstory wird“.
Als öffentlicher Auftraggeber hat Dr. Thomas Rühl, DB Station&Service AG, zwei Hüte auf. Das Portfolio integriert 5400 Bahnhöfe, dazu Bahnsteige, die eine Lebensdauer von 80 Jahren haben. Das erfordert andere Herangehensweisen und mehr Standardisierung. BIM und modellbasiertes Planen bis zum Facility Management kommen hier bereits seit 2011 zum Einsatz, derzeit gerade bei der Renovierung vom Bahnhof Hannover oder beim Abriss und Neubau des Empfangsgebäudes in München. Sein Fazit: Man kann die BIM Methode gut nutzen, wenn man sie von Anfang an integriert.
Michael Thydell, BIM Strategist bei Sweco, schätzt die neue Art des Planens mit unterschiedlich hohen Detaillierungsgraden als „Teil der Demokratie“.  3D Modelle fördern das gemeinsame Verständnis in internationalen Planungsteams und reduzieren die Fehlerquote bei komplexen Projekten. Der schwedische BIM Experte sieht einen rasch steigenden Bedarf an BIM-Managern und BIM- Koordinatoren.
„3D Modelle bringen die Leute zusammen.“, sagt René Schumann ist Managing Direktor von ViCon Quatar bei Hochtief. Gerade in multikulturellen Teams bildet BIM – das hier teils auf britischen, teils auf US-amerikanischen Standards, teils auch auf eigenen Guidelines beruht – eine ideale, gemeinsame Verständigungsbasis: Großprojekte, die überwiegend von regierungsnahen Auftraggebern kommen, werden für alle Planungsbeteiligten nachvollziehbar und transparent. Gefragt sind unterschiedliche 3D Detaillierungsgrade, für das spätere FM beispielsweise 3D Asset Modelle.
Kulturwandel ist Wirtschaftsalltag, heute mehr denn je. In ihrem Vortrag über Culture (Change) Management bezeichnet Dr. Katharina Luh von Ernst & Young diesen Wandel als virulentes Thema und roten Faden durch das 18. buildingSMART Forum. Jede Branche ist aktuell mehr oder weniger betroffen. Und immer wieder stehen – neben der Technik – „softe“ Themen wie Strategie, Struktur, Orientierung, Kommunikation und Wertschätzung der Basis im Mittelpunkt. Siehe BIM.