BIM bei FM-Projekten – wieso läuft es (nicht)?

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Aus der Interview-Reihe „Nachgefragt“, Miguel Ebbers im Interview mit BIM-Events.de.

BE: Guten Tag Herr Ebbers, vielen Dank erstmal, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Wir fangen gleich an. Seit vielen Jahren sind Sie bei dem Unternehmen MPP tätig und haben zahlreiche Digitalprojekte durchgeführt. Erzählen Sie uns doch ein bisschen über die Firma und Ihre Aufgaben. Stellen Sie sich bitte kurz vor.

ME: Hallo Herr Przybylo, erst einmal Danke für die Möglichkeit des Interviews.

Ja, richtig. Ich bin nun seit 14 Jahren bei der M&P und habe zahlreiche Digitalprojekte durchgeführt. Vielleicht kurz zum Unternehmen. M&P ist im Kern ein mittelständiges Ingenieurbüro, mit den Geschäftsbereichen Engineering, dem größten Bereich, Energy, IT und Consulting. Ich selbst habe nach meinen Studien der Architektur und FM mein Berufsleben im Geschäftsbereich Consulting und dort im Team der Organisations- und Prozessberatung gestartet. Durch den Wandel im Engineering und dadurch, dass M&P frühzeitig eine hohe BIM-Kompetenz aufgebaut hat, wurde ich in die ersten BIM-Projekte gesaugt. Damals waren die noch etwas chaotischer als heute, manche Protagonisten hatten nur am Rand was von BIM gehört.

Heute beschäftige ich mich zusehends mit der Konzeption von Smart Buildings und der IT-Zielbildentwicklung in Unternehmen. Welche Daten nutze ich in welchen Phasen? Welche Anwendungen sind sinnvoll in welchen Phasen – Planung, Bau und Betrieb) einzusetzen, wie führt man diese ein.
BE: Vielen Dank für Ihre Vorstellung. Sie kennen sich damit gut an der Schnittstelle BIM und FM aus. Dann können Sie uns bestimmt sagen, wieso diese Übergabe in der Praxis häufig nicht funktioniert.

ME: Das stimmt. Aber das Problem fängt vorher an. Schon von der Planung zum Bau wird viel liegen gelassen. Gerade die BIM-Modelle kann man mit exzellenten Anwendungen bzw. Anwendungsfällen auf der Baustelle nutzen. Zum Beispiel zum Plan vs. Bau Abgleich, Stichwort Durchbruchskontrolle, oder für Aufmaße, die Baustellenlogistik, Einsatz von Bohrrobotern und vieles mehr. Erst wenn man es schafft, den Mehrwert auf der Baustelle zu erkennen und die BIM-Modelle hier weiter zu nutzen, schafft man den Übertrag in den Betrieb. Denn auf der Baustelle passiert noch so viel, was alles für den Betrieb nachher interessant ist.

 

BE: Vielen Dank für die Erklärung. Viele Bauherren wünschen sich BIM-Daten fürs FM. Wieso scheitern diese Projekte häufig? Was wird hier falsch gemacht?

ME: Manche Bauherren planen ihre Projekte nicht strategisch genug. Nur von Leistungsphase zu Leistungsphase. Dann kann man die Potenziale von BIM nicht vollumfänglich nutzen. Als Beispiel: Es wird mit BIM geplant und die Modelle sollen in den Betrieb überführt werden. Der Bau wird in der BIM-Methodik außer Acht gelassen. Meine Frage wäre: Wie kommen die ganzen Änderungen aus der Bauphase, und ich kenne kein Projekt, was sich im Bau nicht ändert, in die Modelle? Wie kommen die Hersteller- und Typenparameter in die Modelle? Und so weiter.

Zudem sind die Schnittstellen und Leistungen zwischen den Beteiligten oft unklar.

BE: Interessant. Welches Vorgehen ist aus Ihrer Sicht das richtige und wie können Schwierigkeiten umgangen werden?

ME: Im Projekt den Mehrwert der BIM-Methodik in allen Leistungsphasen für alle Beteiligten klarmachen. Jeder muss etwas mitnehmen aus einem BIM-Projekt. Egal ob Planer, Ersteller, Projektsteuerer, Bauherr oder Betreiber. Erst dann ist man bereit auch in geringem Maße zu investieren in die BIM-Methodik.

 

BE: Vielen Dank für Ihre Expertise. Nun würden wir gerne Ihre Meinung zu Open BIM und Closed BIM hören. Wie funktioniert es in Ihrer der Praxis?

ME: Ein schwieriges Thema. Hier gibt es noch weitere Unterscheidungen. Aber um es kurz zu machen. Wenn es klappt, präferiere ich den closed BIM Ansatz mit höchster Transparenz für alle Beteiligten. D. h. auch den Austausch nativer Dateien. In der Praxis ist das aber kaum umsetzbar, da die verschiedenen Planer/ Fachplaner und Ersteller verschiedene Autorensoftware einsetzen, aus ihrer Sicht den Open BIM Ansatz präferieren.

BE: Sie haben ein ganz anderes, spannendes Projekt. Es nennt sich Bau-Rockstarts. Was ist das und wie kam es dazu?

ME: Mit Bau-Rockstars möchten wir, das Projekt habe ich mit einem Kollegen gegründet, eine Wissens- und Lernplattform mit echter Community aufbauen. Die Themen sind natürlich BIM, dazu Smart Building, ESG, Inbetriebnahme und Technisches Monitoring sowie Facility Management. Also alles das, womit ich mich auch tagtäglich im Arbeitsleben beschäftige.

Im ersten Schritt bauen wir mit Experten innovative Webinare zu den genannten Themen auf. Wir haben noch mehr Ideen, aber Zeit ist hier der beschränkende Faktor.

Auf die Idee kam ich durch meine Arbeit. Wir bei M&P versuchen intern und bei unseren Kunden, immer auch innovative Anwendungen zu implementieren bzw. auszuprobieren und Lösungen zu entwickeln. Das war bisher sehr aufwendig, da manche wirklich innovative Lösungen nicht aus Deutschland kommen, wenige Menschen diese dann hier kennen. Zudem möchte man richtige Insights bekommen und sich nicht nur die Werbevideos auf der Webseite der Anbieter anschauen. Daher zeigen Experten auf Bau-Rockstars, wie Sie innovative Anwendungen in ihren Planungs- und Bauprojekten, oder im Betrieb einsetzen. Mit allen Vor- und Nachteilen. Darüber wollen wir in den Austausch kommen. Ich denke das hilft allen und macht im Endeffekt damit nicht nur meine Arbeit einfacher. Die Webinare gehen immer eine Stunde und sind kostenlos.

Darüber hinaus bieten wir auch kostenpflichtige Seminare an. Die gehen 4 Stunden und dort wird richtig tiefes Wissen zu spezifischen Themen vermittelt. Z.B. zur digitalen Baustelle von BIM-Experten, zur Durchführung und Planung der Inbetriebnahme von Ingenieuren, usw. Wir haben sogar schon den ersten Professor und wahre Ikone auf dem Gebiet der IT-Sicherheit in der Gebäudetechnik für ein Seminar gewonnen. Nun muss man ehrlich zugeben, dass es viele Seminaranbieter gibt. Hier wollen wir einfach besser sein und aufeinander aufbauende Seminarreihen entwickeln.

BE: Kommen wir nochmal zurück zu Ihrer Arbeit. Viele Firmen in Deutschland sehen Berater skeptisch. Sie sagen, das Geld lohnt sich nicht und sie können es selbst besser. Haben Sie den gleichen Eindruck und was sagen Sie dazu?

ME: Ich denke durch die vielen verschiedenen Projekte bei vielen verschiedenen Firmen nimmt man als Berater einfach viel mit und hat ein breites Wissen, hat schon viel gesehen. Was klappt gut, was nicht? Ein wenig bezahlt man dann auch diese Erfahrung. Was aber auch stimmt, die Unternehmen bzw. Mitarbeiter kennen natürlich ihre Prozesse sehr gut. Können ggf. auch zu spezifischen Problemen sehr gute Lösungen entwickeln. Ein Input von außen hilft aber auch hier oft. Prinzipiell sollte man natürlich von beiden Seiten offen sein und voneinander lernen. Mit der Grundhaltung „Wir können es besser“ ist es auch für Berater schwierig. Dann muss man sich immer beweisen und das frisst Nerven und Zeit bei allen Beteiligten.

 

BE: Zum Abschluss hätten wir noch eine letzte Frage.
Hätten Sie vielleicht noch einen Tipp für die allgemeine BIM-Praxis unserer Leser? Einen besonderen Geheimtipp?

ME: Ich glaube das kam in meinen bisherigen Antworten zu kurz. Wenn Digitalisierungs-/BIM-Projekte anstehen, die Menschen nicht vergessen. Technisch ist alles möglich, aber der wichtigste Faktor sind die Projektmitarbeiter. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, wird´s auch erfolgreich.

Das ist doch ein prima Abschluss. Vielen Dank für das Interview.
Über Miguel Ebbers