BIM Koordination – Wie sie funktioniert und worauf es ankommt!

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Unternehmen in der Baubranche kommen an der Digitalisierung nicht mehr vorbei: BIM wird bei Ausschreibungen zunehmend gefordert. Die digitale Welt ist offen und integriert. Das kooperative Miteinander rund um das BIM-Modell über alle Phasen im Lebenszyklus einer Immobilie ist zentral. Eine gute Koordination macht den Unterschied!

Was ist die BIM-Koordination eigentlich?
Die BIM-Koordination findet in Projekten auf vielen, verschiedenen Ebenen statt. Zum einen sind es koordinatorische Aufgaben innerhalb eines Fachgebiets, die BIM-Fachkoordination. Auf der Ebene der disziplinübergreifenden Abstimmung spricht man von BIM-Gesamtkoordination. Das ist der Prozess, bei dem die Modelle mehrerer Disziplinen (z. B. Architekturmodell, Tragwerksplanung) kombiniert und dahingehend geprüft werden, ob es Kollisionen zwischen diesen Modellen gibt oder andere Aufgaben entstehen. Diese sogenannte interdisziplinäre BIM Koordination umfasst unter anderem auch die Überprüfung der Genauigkeit der in den Modellen enthaltenen Informationen, die Übermittlung von Kollisionsberichten, die Erstellung von Elementlisten und die Durchführung von Koordinierungssitzungen. Mit “BIM Koordination” wird in der Praxis primäre diese interdisziplinäre Koordination verstanden. Diese Koordination findet übrigens auch in traditionellen Projekten statt. Bei BIM Projekten funktioniert sie eher planbar, transparent und agestimmt.

Welches Problem löst die BIM Koordination in der Praxis?
Der Statiker modelliert die tragende Wand und der TGA-Ingenieur erstellt die Klimaanlage. An bestimmten Stellen verlaufen die Klimakanäle durch die tragende Wand. Hier kommt es zu einer Kollision, die gefunden und dem Planungsteam gemeldet werden muss. Dieses Problem kann mit interdisziplinärer BIM Koordination gelöst werden. Dabei sind einige Schritte notwendig,  damit der gesamte Prozess von der Erkennung der Kollision über die Meldung bis hin zur Lösung des Problems reibungslos abläuft.
Der BIM Abwicklungsplan ist die inhaltliche Grundlage für die BIM Koordination in einem Projekt. Im Kern besteht die Aufgabe der BIM Koordination in der Überprüfung und Verifizierung der Vorgaben des BIM Abwicklungsplans und der Kommunikation und Koordination etwaiger Probleme.

Wer ist für die BIM Koordination verantwortlich?
Die BIM Koordination wird durch die Rollen BIM Fachkoordinator auf Fachebene im jeweiligen Gewerk und durch die BIM Gesamtkoordination interdisziplinär durchgeführt. So ist die Koordination im BIM-Abwicklungsplan durch den BIM Gesamtkoordinator in Abstimmung mit den einzelnen Fachkoordination zu beschreiben und definieren.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass die genannten Rollen unterstützend agieren. Gesamtverantwortlich sind immer noch der jeweilige Gesamt- oder Teilprojektleiter.

Welche Ausbildung ist für die BIM Koordination notwendig?
Für BIM Koordinatoren existieren bestimmte Schulungen.
Hier weisen wir auf unseren Artikel hin. Zudem können Sie sich hierbei beraten und einen passenden Kurs raussuchen lassen.

Welche Schritte sind für die erfolgreiche BIM Koordination notwendig?
Schritt 1: Richtige Platzierung der Modelle im Verhältnis zueinander
Damit die multidisziplinäre Koordination richtig funktioniert, müssen die Modelle genau aufeinander abgestimmt sein. Wir müssen also sicherstellen, dass die Modelle, die wir kombinieren, das gleiche  Koordinatensystem haben und dementsprechend eingestellt sind. Oft wird ein gemeinsamer Koordinationskörper erzeugt und demonstriert die richtige Lage der Modelle visuell.

Schritt 2: Auswahl von BIM-Koordinationswerkzeugen
Derzeit gibt es mehrere Koordinierungstools auf dem Markt und ihre Auswahl hängt von zahlreichen  Faktoren ab. Um das richtige Programm auszuwählen, sind zumindest anfangs 3 einfache Fragen zu beantworten:

  • Werden die Modelle in einem oder mehreren Programmen erstellt?
  • Welches Tool verwendet mein Unternehmen derzeit für die multidisziplinäre BIM-Koordination?
  • Besitzen wir bereits eine Lizenz für ein Koordinationsprogramm?

Die multidisziplinäre BIM Koordination kann mit 3 Gruppen von Programmen durchgeführt werden. Modellierungsprogramme: Wenn Sie ein gemeinsames Werkzeug für die Modellierung mehrerer Disziplinen verwenden und eher kleinere Modelle erstellten, könnte dies eine Option für Sie sein.
Common Data Environments (CDE)
: In Deutsch „Gemeinsame Datenumgebung“. Dieses Systeme übernehmen das Einlesen von zahlreichen Formaten, die zentrale Datenspeicherung und die Unterstützung bei Modellbesprechungen. Einige CDE’s auf dem Markt bieten zudem die Möglichkeit Kollisionsprüfungen zwischen verschiedenen Modellen in der Cloud durchzuführen und die daraus entstehenden Aufgaben zu verwalten (Issue-Management). Falls Prüfungen nicht direkt in der CDE durchgeführt werden, so können oft auch andere Tools z. B. mittels Plugins angebunden werden.

Spezielle BIM-Koordinierungstools:
Dies sind Programme, die eine erweiterte Modellkoordination ermöglichen. Solche Tools bieten Ihnen die meisten Möglichkeiten in Bezug auf das Lesen von Dateien, die Kollisionserkennung, die Validierung von Modelldaten, die Erstellung von Erkennungsregeln, die Gruppierung erkannter Kollisionen, die Erstellung von Koordinationsberichten sowie das Versenden von Berichten an die übrigen am Projekt beteiligten Personen.

Diese Unterteilung ist zum Verständnis hilfreich. In der Praxis verschwimmen die Funktionen der Systeme meistens.

Schritt 3: Korrekter Export aller einzelnen Modelle und Kombination zu einem multidisziplinären Modell Die Projektgruppen verwenden oft unterschiedliche Modellierungssoftware und damit unterschiedliche Arbeitsformate. Die multidisziplinäre BIM Koordination besteht darin, die einzelnen Modelle dann in eine neutrale IFC Datei zu exportieren und dann zu einem  multidisziplinären Modell zusammenzustellen. Dieses Model ist die Basis für die BIM Koordination. Der Export eines IFC-Modells mag wie eine einfache Aufgabe erscheinen, aber das stimmt nicht ganz. Sie sollten bei der Durchführung darauf achten, dass sie alle notwendigen Daten aus der nativen Datei in die IFC-Datei übertragen und auch darauf, welche Art IFC-Export Sie beim Exportieren verwenden. Das ist zu Projektbeginn dringend vorab zu testen.

Schritt 4: Festlegen des Umfangs der Modellprüfung
Nun wird es notwendig über den Umfang der BIM Koordination und der damit verbundenen Prüfungen nachzudenken. Wenn zu Beginn des Koordinierungsprozesses die unten genannten Fragen gestellt und beantwortet werden, hilft dies bei der nachfolgenden Definition von Regeln und Prozessen in der jeweiligen Software.
Dazu zählen Fragen wie:

  • Prüfen Sie nur auf Kollisionen zwischen den Modellen oder auch auf die Richtigkeit der Informationen in den Modellen?
  • Interessiert es Sie, ob die modellierten Räume die Entwurfsbedingungen der sogenannten: Space Validation?
  • Prüfen Sie, ob die Installationen richtig modelliert sind und ausreichend Abstände zu den Bauelementen haben?
  • Wird im Rahmen der Koordinierung auch geprüft, ob die Abstände zwischen den Installationen gemäß der Norm eingehalten werden?
  • Welche Fragen davon betreffen die einzelnen Modelle der Disziplinen (Fachmodelle) und welche das interdisziplinäre Koordinationsmodell?

Diese Inhalte werden häufig in einer Prüfmatrix abgebildet. Die Prüfmatrix dient als Grundlage und Prüfungsprogramm für die Umsetzung durch die jeweiligen Rollen wie Fachkoordination und Gesamtkoordination.

Schritt 5: Festlegen der Regeln für die Modellprüfung
Der nächste Schritt, der getan werden muss, ist die Erstellung von Regeln für die Modellprüfung. Was sind das für Regeln? Dabei handelt es sich um benutzerdefinierte Regeln, die festlegen, welche Elemente des Modells geprüft werden und unter welchen Bedingungen ein bestimmtes Element als Koordinationsaufgabe (sogenanntes “Issue”) betrachtet wird. Zum Beispiel kann die BIM Koordination darin bestehen, nur die Kollision zwischen dem Architekturmodell und dem TGA-Modell zu prüfen.

Schritt 6: Durchführen einer Modellprüfung
Das Modell ist in der Zwischenzeit fertig. Nun ist es an der Zeit, es nach vordefinierten Regeln zu prüfen. Ein Wochenprogramm mit definierten Modellabgaben, Prüfungen und Meetings gibt dabei das Timing vor.

Schritt 7: Zuweisung der Ergebnisse der Kollisionsprüfung an die zuständigen Personen
Der BIM-Gesamtkoordinator sollte jede Kollision prüfen, beschreiben und der Person zuweisen, die für die Lösung des Problems verantwortlich ist. Das kann auch mit Unterstützung der  Planungskoordination erfolgen. Es funktioniert am besten, wenn wir die identifizierten Aufgaben einer Person zuweisen und nicht etwa der ganzen Abteilung oder mehreren Personen auf einmal. Das verringert die Möglichkeit von Missverständnissen, das Abwälzen der Verantwortung auf eine andere Person und lange Wartezeiten. Klare Verantwortlichkeiten sind immer von Belang.

Schritt 8: Versenden von BIM-Koordinationsberichten
Nachdem alle Kollisionen bzw. Aufgaben durchgegangen und an bestimmte Personen zugewiesen sind, erhalten die betreffenden Teammitglieder Berichte mit Aufgaben um diese zu lösen. Die Bearbeitung der Aufgaben ist zu begleiten und zu monitoren.

Schritt 9: Ergebnisanalyse und weitere Schritte
Bei BIM geht es nicht nur um die Erstellung von Daten, sondern auch um deren Analyse und dann die Planung geeigneter Maßnahmen. Im Zuge der Erstellung von BIM-Koordinationsberichten ist es wichtig eine Projektstatusanalyse durchzuführen. Sie hilft uns den Projektstand zu dokumentieren. Das heißt, in welchem Teil des Projekts die meisten Kollisionen sind, in welcher Disziplin die meisten Aufgaben zu lösen sind und wir erfahren etwas über den allgemeinen Arbeitsstatus der einzelnen Gewerke.

Fazit: Die interdisziplinäre Koordination erfordert vom BIM Koordinator detailliertes Wissen über verschiedene Werkzeuge und ist kein einfacher Prozess. Die oben erwähnten Schritte sind die Essenz dessen, wie eine gute Koordination aussehen kann. Weitere wichtige Tätigkeiten, die zur Koordination gehören, sind beispielsweise effiziente BIM Koordinationsbesprechungen oder auch das Erkennen und Automatisieren sich wiederholender Aufgaben.

Der BIM Koordinator hat also eine zentrale Rolle in der Projektabwicklung. Nicht nur bei der Unterstützung einer effizienten Koordination, sondern auch in der Analyse und Abbildung des Projektstandes für das Projektteam.