BIM – Nix für Eigenbrötler…
Von Zeit zu Zeit mache ich mir den Spaß und frage am Messestand einer deutschen Architektenkammer oder des Bundesarchitektenkammer e.V. nach. “Wenn ich als Architekt ein BIM-Projekt machen möchte, welche Unterstützung hätten Sie denn da für mich?” Meistens erhalte ich dann eine Telefonnummer in Berlin. Es gäbe aber auch inzwischen die Broschüre ‘BIM – 100 Fragen,100 Antworten…”.
Na, dann kann’s ja losgehen mit BIM in Deutschland 😉
In Großbritannien ein ganz anderes Bild. In einem Aufsehen erregenden Akt brach das Royal Institute of British Architects RIBA (britische Architektenkammer) im Jahre 2013 konsequent mit ihrem eigenen traditionellen, seit 50 Jahren etablierten, Phasen-Modell und schuf ein neues: Der RIBA Plan of Work 2013 berücksichtigt seitdem die neuen BIM-Leistungen und nimmt sich ebenfalls Nachhaltigkeitsthemen an. Bauschaffende finden im Plan of Work klar beschriebene Ziele für jede Phase, sowie die damit verbunden Leistungen, Verantwortlichkeiten und Anforderungen an die auszutauschenden Informationen. Welche BIM-Informationen werden benötigt, wer erstellt und wer prüft sie? Von der Bedarfsermittlung über den Entwurf, den Bau und die Inbetriebnahme ein klares Bild über die gemeinsame Erstellung digitaler Informationen. Realitätsnahe BIM-Schulungsprogramme runden die RIBA Aktivitäten ab.
Phasenmodell der Britischen Architektenkammer für den gesamten Gebäudelebenszyklus. Quelle: www.ribaplanofwork.com
Eine smarte Strategie, erschließt sie doch den britischen Architekten neue Kompetenz- und Geschäftsfelder. So sieht professionelle Unterstützung und Aufbruchsstimmung aus!
Mir san mir! Warum also über den eigenen Jägerzaun schaun?
In Deutschland sei BIM lediglich „eine besondere Leistung“, die man quasi auf Wunsch dazu buchen kann, meint denn auch die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen AKNW in ihrer BIM Broschüre und auch der Bundesarchitektenkammer e.V. stimmt ein. Die Anwälte scheinen bei uns die treibenden Leitfiguren zu sein, die uns in die BIM-Praxis führen.
Erobert man sich so neue Geschäftsmodelle?
Es bleibt wohl dabei: die geschuldete Leistung bleibt allein das fertige Bauwerk, egal wie man sich bis dahin durchwurschtelt. “Ob das mit Papier und Bleistift passiert” oder mit diesem ganzen modernen Zeug, das sei doch nun schlussendlich egal. Es werden also wohl nicht die deutschen Kammern und Verbände sein, die die Digitalisierung der Baubranche enthusiastisch vorantreiben und neue Zielgruppen, Erfolgsmodelle und andere lukrative Geschäftsmodelle erschließen…
Der Bauherr hört’s und wundert sich: “Gute Arbeit gibt’s nur auf Bestellung?” Aha-oh (lies AHO[1])! Die Regelleistungen der HOAI sind also nur Durchschnitt? Damit wird man sich vom (internationalen) Wettbewerb nicht abheben. Auch wenn derzeit die Auftragsbücher aus allen Nähten platzen und vor lauter Geldverdienen keine Zeit bleibt. Wenn wir nicht bald anfangen Klartext zu reden, geht eine ganze Branche baden.
Falsche Sicherheit ist unangebracht. Mit BIM wird einfach vieles anders, auch die Rollen. Wandel passiert nur gemeinsam, dafür sind Kompetenznetzwerke wichtig. Davon haben wir immerhin ein paar in Deutschland. Nutzen Sie sie
Auf BIM-Events.de finden Sie Veranstaltungshinweise und Termine verschiedener Arbeitsgruppen. Außerdem auf BIM-Events.de: Links zu unseren Experten und Kontakte zu Gleichgesinnten.
So einfach kann es sein. Zu Fragen oder Anregungen kontaktieren Sie mich gerne über mein Profil.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ulrich Hartmann
[1] AHO – Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V.
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