Zwei international tätigte Architekten stehen
Rede und Antwort
Interview zur BIM World Munich 2017
Håvard Vasshaug ist ein Designtechnologe bei Snøhetta; einem sehr erfolgreichen Planungsbüro aus Norwegen. Håvard hat ein Master of Science in der Tragwerksplanung und nutzt seine Erfahrungen im Building Information Modeling, sei es Forschung, Entwicklung oder Automation, um sein Wissen über digitale Baustrukturen bei Snohetta und seinen eigenen Firmen, die Bad Monkeys zu teilen.
Naveen Dath ist Architekt und Direktor bei Cottee Parker Architects. Cottee Parker Architects ist ein nationales Unternehmen mit Studios, die aus Melbourne, Perth, Brisbane und Sydney operieren. Cottee Parker ist bekannt für seine einzigartigen und durchdachten Designs für die Bauumwelt.
Im Zuge ihrer Keynotes auf der BIM World MUNICH, haben Havard und Naveen für uns ein paar Fragen rund um das Thema BIM beantwortet:
BE: Naveen, in wieweit hat BIM bei Cotee Parker die Konzeption und Ausführung von Bauprojekten beeinflusst?
Naveen Dath: Wir haben einige der größten Projekte in Australien mit ArchiCAD verwirklicht. Sei es einfaches 3D-Modellieren oder eine völlig integrierte Lösung, wir fanden, dass BIM die Kollaboration zwischen allen Teammitgliedern im Projekt revolutioniert hat. Als Architekten sind wir nun in der Lage unsere Designvorstellungen innerhalb eines 3D Umfelds weitaus besser zu kommunizieren. Das komplette Designteam aus Architekten, Ingenieuren und Beratern sind nun in der Lage das Designkonzept und alle Komponenten, die hier noch mit eingehen, besser nachzuvollziehen. Wir haben nun die Möglichkeit, potentielle Probleme und Risiken vorzubeugen, bevor das eigentliche Bauprojekt startet. Wir sind der Meinung, dass Bauherren und -unternehmer nun viel lieber mit uns zu arbeiten, da Sie das Projekt besser visualisieren und auf einem effektiveren Weg vorausplanen können. Mit BIM sind wir in der Lage uns auf das zu konzentrieren, was wir am besten können – nämlich zu entwerfen, designen und ausdrucksstark zu sein.
BE: Die Einführung von BIM gelang in den Nordischen Ländern wesentlich schneller als irgendwo anders auf der Welt. Auch heute noch sind sich die Experten einig: Skandinavische Nationen sind Weltführer in Bezug auf BIM und die Digitalisierung der Bauindustrie. Havard, was sind deiner Meinung nach die Hauptgründe für den Erfolg der nordischen Staaten mit Building Information Modeling?
Håvard Vasshaug: In Bezug auf Norwegen, denke ich, setzt unsere Geschichte und Erfahrung mit optimierten Designs und Bauprozessen aus dem Ausland und in der Ölindustrie ein gutes Fundament für Veränderungen in der AEC Industrie. Ich kenne persönlich einige Leute, die auswärts gearbeitet haben und nun die Veränderungen in Richtung BIM und der Digitalisierung der Bauindustrie vorantreiben. Für die nordische Region denke ich, dass unsere innovative Kultur begleitet von einem Gleichgewicht zwischen kollektiver und individueller Denkweise, der Industrie sehr geholfen hat.
BE: Von allen Zukunftstechnologien, die momentan die BIM Welt revolutionieren (AR/VR, 3D Drucken, IoT, etc.), wird sich Ihrer Meinung nach am meisten hervorheben und die größten Veränderungen für die BIM Experten in den nächsten 5 Jahren hervorbringen?
Håvard Vasshaug: Schwer zu sagen, aber aus meiner persönlichen Sicht ist es sehr schwierig nicht erstaunt und begeistert darüber zu sein, welche Mengen an Programmierfähigkeit junge Designer heute und auch in der Zukunft haben werden. Ich denke, die kommenden Jahre werden dies noch viel mehr wiederspiegeln: Eine junge Generation von AEC Experten, die Ihre Tools auf ganz andere Weise beherrschen, als Ihre Vorgänger, die Möglichkeiten und Effektivität ihrer Hardware und Software bei stetiger Anpassung steigern.
BE: Naveen, und was denken Sie, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration von BIM in Architekturbüros (unabhängig von deren Größe)? Können Sie uns zum Abschluss ein paar Tipps geben?
Naveen Dath: Bis zum Jahr 2008 haben wir mehrere Softwareapplikationen zur Entwurfsplanung in unseren Büros verwendet, einschließlich AutoCAD, ArchiCAD und Revit. In 2008 jedoch haben wir realisiert, dass wir uns auf eine einzige 3D Plattform spezialisieren sollten, um unsere Praxis und die Anzahl der Projekte zu erweitern. Wir haben seither nie zurückgeblickt.
Die Ansprüche für jedes einzelne Projekt zu verstehen, hilft uns auf die spezifischen Bereiche von BIM, die am relevantesten sind, fokussiert zu bleiben. Es kostet Zeit, Geduld und Mühen um funktionierende Systeme und Prozesse zu entwickeln. Die Wandlung von 2D basierten Dokumentationen zu einer vollkommenen BIM Integration, ist nichts, was einfach über Nacht geschieht. Prioritäten setzen und einen eigenen BIM Leitfaden zu entwickeln ist ein guter Star. Firmen können beispielsweise anfangs BIM zur Automatisierung und Detaillierung für interne Zwecke nutzen, und dann den Prozess erweitern, indem Sie dieselben Prinzipien auf die Kollaboration zwischen Ingenieuren und Beratern anwenden.
Meiner Meinung nach ist das Engagement innerhalb des ganzen Büros und aller Projektbeteiligter das A und O zur erfolgreichen Integration von BIM. Die Investition in Trainings der Mitarbeiter ist ebenfalls essentiell, damit wir in der Praxis immer am Ball bleiben!
⇒ Mehr über die Vorträge von Naveen und Havard auf der BIM World MUNICH
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